Martin Walder, Kulturjournalist und Filmkritiker, übernimmt in Zusammenarbeit mit der Schaffhauser Buchwoche die Einführung.

In einer dem puren Hedonismus verschriebenen Zukunft aus medialer Dauerberieselung und Glückspillen ist es die Aufgabe der Feuerwehr Bücher zu verbrennen, die als unglücksstiftend verboten sind. Als sich der Feuerwehrmann Montag (Oskar Werner) in die Lehrerin Clarisse (Julie Christie) verliebt, lernt er die Welt der Bücher kennen. Seine Frau Linda (ebenfalls Julie Christie) denunziert ihn. Er wird zum Staatsfind, dem nur die Flucht in den literarischen Untergrund bleibt.

Truffauts sechster Film, sein einziger in englischer Sprache, entwirft das Bild einer Zukunft, die zugleich vertraut und doch fremd erscheint. Futuristische Kulissen werden nur sparsam eingesetzt; die negative Utopie beschränkt sich im Wesentlichen auf einen Punkt: eine nicht näher charakterisierte Gesellschaft, in der das Leben und der Besitz von Büchern strengstens verboten ist. Die Feuerwehr hat die absurde Aufgabe, Bücher zu verbrennen, anstatt Feuer zu löschen. Denn in einer Welt, in der das Bewusstsein von den audiovisuellen Massenmedien bestimmt wird, bedeutet das Lesen – als Akt selbständigen, kritischen Denkens – eine unkontrollierbare Macht.